Skriptum
„die [...] Suche nach dem Ursprung der Krankheit ist ein großer Fortschritt gegenüber der bloßen Beschreibung.“
T.A. Williams, 1913 [1]
In meinem Studium kursierten viele Skripten mit unterschiedlicher Qualität, aber jedes Mal, wenn ich ein besonders gelungenes in Händen hielt, hinterließ das ein gutes Gefühl. An einige davon erinnere ich mich heute noch recht deutlich. Eines war über Metaphysik II und dem Verfasser war es gelungen auf wenigen Seiten tiefgehendes Wissen in einer Dichte aufzubereiten, für die ich Bewunderung empfand. Ein Teil von mir beneidete die Person für diese Fähigkeit und ich fing an zu versuchen es gleich zu tun.
Nach dem Studium begann meine Passion für Skripten in Vergessenheit zu geraten und erst einige Jahre später, nach meinem Abschluss in der Psychotherapie, kreuzte sie wieder meinen Weg. Es war die Verwunderung über die bunte Landschaft meines Faches und das Lesen von Ellenbergers Die Entdeckung des Unbewussten, die eine Idee in mir entstehen ließ. Warum nicht ein persönliches Skriptum erstellen, das sich auf die zwei zentralsten Fragen meines Berufs konzentrierte. Diese sind wohl: Wodurch können Menschen psychisch erkranken? Und wie kann ein Veränderungsweg aussehen?
Auf den folgenden Seiten gehe ich diesen Fragen nach und versuche so einen Beitrag zur Entmystifizierung von Psychotherapie zu leisten.[2]
Um es für die klinische Praxis anschaulicher zu gestalten, bediene ich mich zusätzlich entsprechender Fallgeschichten, die ich in der Literatur vorfand.
Eine letzte Vorwarnung für den Leser sei noch angebracht: Ein Skriptum stellt eine möglichst kompakt zusammengefasste Aufbereitung wichtigen Wissens dar und dient als Lernhilfe. Es ist kein Text, den man so nebenbei zu Gemüte führt. Um die Tiefe erforschen zu können, braucht es ausreichend Zeit. Ein Gedanke, der mich beim Erstellen dieser Seiten dazu begleitete und der mir immer wieder dabei hilft mir Zeit zu lassen, stammt von Ignatius von Loyola: „[...] nicht das Vielwissen sättigt die Seele und gibt ihr Genüge, sondern das Fühlen und Verkosten der Dinge von innen.“[3]
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[1] Ellenberger (2005), S. 1098, vgl. dazu auch Grawe (2004) S. 19.
[2] „[...] Eines der wichtigsten Resultate ist die Entmystifizierung der Therapie. Die Patienten beginnen zu verstehen, dass dem Therapeuten oder dem therapeutischen Vorgang nichts Geheimnisvolles oder Magisches anhaftet. Infolgedessen neigen sie weniger dazu, vom Therapeuten abhängig oder vom therapeutischen Prozess infantilisiert zu werden.“ (Yalom 2005, S. 320).
[3] Ignatius von Loyola (2005), S. 7.
Im Folgenden beschreibe ich verschiedene Faktoren, die uns krank machen können (ich erhebe dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit und werde die Liste immer wieder erweitern):
1. Geheimnisse, die uns krank machen.
2. Wann Gefühle uns krank machen.
3. Krankmachendes Denken oder wann Ereignise ungesund verarbeitet werden.
4. Krankmachender Umgang mit unseren Bedürfnissen.
5. Krank werden durch belastende Beziehungserfahrungen
5.1 Wie sehr wir einander brauchen und die Probleme bei qualitativer Unverbundenheit.
5.2 Wie sehr wir uns an anderen orientieren und die Probleme bei unpassender Verbundenheit.
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Quellen:
Ellenberger Henri F. (2005). Die Entdeckung des Unbewussten. Geschichte und Entwicklung der dynamischen Psychiatrie von den Anfängen bis zu Janet, Freud, Adler und Jung. Diogenes Verlag. 2. Aufl.
Grawe Klaus (2004). Neuropsychotherapie. Hogrefe Verlag.
Ignatius von Loyola (2005). Die Exerzitien. Christliche Meister 45. Johannes Verlag. 13. Aufl.
Yalom, Irvin D. (2005). Im Hier und Jetzt. Richtlinien der Gruppenpsychotherapie. BTB Verlag. 1. Aufl.
Yalom D. Irvin (2019). Theorie und Praxis der Gruppenpsychotherapie. Klett Cotta Verlag, 13. Aufl.